Seiten

Sonntag, 24. April 2011

Hualien bis Chiayi - Reisebericht

Meine Anreise in Hualien fand in nächtlicher Dunkelheit statt, die Taxifahrt führte den Berg hinaus und so hatte ich nicht die geringste Ahnung was mich am nächsten Tag erwarten würde. Der nächste Tag war strahlend schön, das Hotel hoch über der Küste gelegen, was den Blick aufs Meer und aufs Landesinnere gegen die Berge freigab, die wir auf unserer Reise überqueren würden.

Als erstes nahmen wir das Mietauto in Empfang. Der freundliche Herr am Empfang hat mir dann erklärt, dass wir in der Taroko Gorge immer das Licht angeschaltet haben müssen - so weit so gut mit meinem Chinesisch. Danach hat er mir etwas klar machen wollen, was zu tun ist wenn wir das Auto anhalten. Leider hat da mein Vokabular nicht ausgereicht und wir sind in eine Situation geraten, die ich hier schon häufig erlebt habe: da sehr viele Leute hier noch nie eine Fremdsprache gelernt haben, können sie sich nicht in jemand hineinversetzen, der genau dies versucht. Sie repetieren dann einfach wie ein Papagei ihren Satz, kommen aber nicht auf die Idee, einfachere Worte zu wählen, Dinge zu umschreiben oder gar die Hände zu Hilfe zu nehmen. Es hat dann damit geendet, dass ich meine Sekretärin angerufen habe und sie mir dann übersetzt hat. Schlussendlich ging es nur darum, dass beim Parkieren in der Stadt ein Zettel unter den Scheibenwischer gelegt wird mit dem Preis, den wir zu bezahlen haben....in einfach chinesischen Worten hätte ich das schon eigentlich schon kapiert...

Es hat sich dann herausgestellt, dass die Vermietung eine Mitarbeiterin hat, die ausgezeichnet englisch spricht, warum sie und die erst am Schluss vorgestellt haben, ist mir ja schleierhaft. Sie hat sich dann liebenswürdig um uns gekümmert, den Weg aus der Stadt und Richtung Gorge beschrieben und es nicht unterlassen, grosse Augen zu machen, als wir sagten, dass wir das erste Mal in Taiwan Auto fahren. Dazu muss gesagt sein, dass wir uns natürlich eine Bergstrecke vorgenommen haben. Sie konnte ja nicht ahnen, dass wir von Hause aus gewohnheitsmässig mit einigen dieser Massive umgeben sind.

Schlussendlich sind wir aber on the road gewesen und haben mühelos die Taroko Gorge angesteuert. Das Wetter war ausgezeichnet, die Leute wenig und so konnten wir Aussicht während der Fahrt und auf den kleinen Wanderungen abseits der Strasse geniessen. Genächtigt haben wir im Silk Palace ( http://taroko.silksplace.com.tw/index_en.html ), einem wunderschönen Hotel mit einladender Dachterrasse zum Ausklingen lassen des Tages. Die Tanzvorstellung der Aborigines am Abend darf selbstverständlich nicht fehlen, und die jungen Leute haben ordentlich Dampf gegeben.

Am nächsten Tag ging es durch eine wunderbare Berglandschaft, weiter zum Sun-Moon-Lake. Dabei gewinnt man ganz schön an Höhe (bis auf über 3000 m kamen wir an diesem Tag) und umrundet zahlreiche Kurven. Die Strasse ist an vielen Stellen eng und wird in Stand gesetzt, der Taifun 2009, zahlreiche Erdbeben und Erdrutsche verursachen immer wieder Schäden. Wir hatten für die Fahrt gutes Wetter und konnten es sehr geniessen. Einziger Wehrmutstropfen sind die mangelnden Parkplätze um die Aussicht zu geniessen. Und das Auto in den Windungen auf der Strasse stehen zu lassen, wäre keine gute Idee.

Beim Sun-Moon-Lake angekommen, gab es für uns eine ziemliche Enttäuschung. Die als wunderbare Landschaft gepriesene Nr. 1 Honeymoon-Destination von Taiwan glich aufgrund des Wassermangels eher einer etwas kläglichen Pfütze. Zahlreiche Busse voll mit chinesischen Touristen bevölkerten das Ufer und das Wetter war so dunstig, dass auch die Aussicht zu wünschen übrig liess. Da sind wir natürlich als Schweizer von der Landschaft her etwas verwöhnt, und mit einigen unserer Seen kann dieser hier nicht mithalten. Da haben wir uns dann mit Tea Time im nobelsten Haus am Platz getröstet.

Am nächsten Tag im Aborigines-Village gab es nochmal grosse Augen. Mit der Vorstellung das traditionelle Leben in einer Art Ballenberg vorgestellt zu bekommen, waren wir auf das Disneyland, auf das wir vom Parkplatz aus traten, überhaupt nicht vorbereitet. Wasserbahnen, Mayatempel mit Monorail, Eisenbahn im Park usw. mussten durchquert werden, bis wir endlich das eigentliche Ziel unseres Besuches fanden, die Häuser der verschiedenen Eingeborenenstämme Taiwans. Beim Hochlaufen am Hügel haben sie da ihre traditionellen Häuser aufgebaut und es gibt zahlreiche Darstellungen des Lebens. In einem Haus sieht man, wie ein Stamm seine Toten unter den Dielen des Fussbodens bestattet hat, damit die Ahnen nahe bei den Lebendigen sein können. Auf diversen Bühnen gibt es unterschiedliche Shows, nach einer hatten wir dann aber doch genug gesehen und machten uns auf den Weiterweg Richtung Alishan.

Ein Highlight am See ist defintiv der Wenwu Tempel, unser erster Stopp. Da haben wir uns von einem alten Mann noch ein Lampion mit guten Wünschen anfertigen lassen, mit entsprechendem Segnen über den Räucherstäbchen und aufhängen inmitten der zahlreichen anderen Wünsche der Menschen. Ein bisschen um Glück und Gesundheit bitten, bei welcher Gottheit auch immer, ist ja nie verkehrt.

Wiederum haben wir eine Bergfahrt hingelegt, da Taiwans ganze Mitte ja von Bergen durchzogen ist. Der Wettergott hat uns dann etwas im Stich gelassen und kurz vor Alishan begann der dichte Nebel. Der hat dann auch dafür gesorgt, dass wir am nächsten Morgen nicht um 3.30 aufgestanden sind, um den Sonnenaufgang zu sehen. Der ging im wahrsten Sinne des Wortes in den Wolken unter. Wir haben dann den Tag genutzt um uns die kleinen Wanderwege anzusehen. Tempel, mehrere tausend Jahre alte Bäume, kleine Seen - und Scharenweise chinesische Touristen. Hinter jeder Ecke lauerte eine neue Masse, der Strom an Bussen schien endlos. Momentan ist es den Chinesen nur in Reisegruppen erlaubt, nach Taiwan zu kommen. Das Kontingent der Einreisen pro Tag liegt bei ca. 3000 und soll nun auf 4000 erhöht werden. Ausserdem wird daran gearbeitet, Individualtouristen zuzulassen.

Bei der Abreise am nächsten Tag hat sich die Gegend dann doch noch im strahlenden Sonnenschein präsentiert und wir wurden auf dem Weg nach Chayi mit typischen Taiwan-Motiven belohnt: Teeplantagen so weit das Auge reicht und Pflückerinnen in ihren grossen Strohhüten bei der Arbeit.

Am Schnellzugbahnhof von Chayi ging der Ausflug dann zu Ende, und sicher zur grossen Freude der Angestellten der Leihfirma hatte weder Mensch noch Material irgendwelche Kratzer davongetragen. Der Schnellzug (analog des Schinkansen in Japan, fährt an gewissen Stellen nahezu 300 km/h) hat mich in Windeseile nach Taipei zurückkatapultiert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.